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1996-08-06
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126 lines
Path: RRZ.Uni-Koeln.DE!usenet
From: a1586831@athena.rrz.uni-koeln.de (R. Knebler)
Newsgroups: z-netz.telecom.allgemein,de.comm.isdn,de.comm.misc,ping.service,ruhr.general
Subject: Re: Telekom '96 und Gebuehren * PERFIDE!
Date: Mon, 18 Mar 1996 18:32:51 GMT
Organization: Universitaet Koeln
Message-ID: <4imqtf$6me@news.rrz.uni-koeln.de>
References: <4h0v11$pjq@news.rrz.uni-koeln.de> <VA.00000010.00125222@ralf>
NNTP-Posting-Host: a1586831.isdn.uni-koeln.de
X-Newsreader: Forte Free Agent 1.0.82
Ralf Corterier lie▀ sich zum Thema Re: Telekom '96 und Gebuehren *
PERFIDE! wie folgt aus:
>Hallo,
>> Also ich nehme jetzt mal die bislang einzige halbwegs objektive
>> Informationsquelle: das statistische Bundesamt. Lt. deren -
>> zugegebenermassen alten - Warenkorb ist das Telefonieren
>> durchschnittlich um ca 4% teurer geworden. Ziehe ich jetzt mal die 15%
>Und diese "zuverlaessige" Statistik hat einen Monat nach Inkrafttreten der
>Reform bereits Informationen ueber die Telefonkosten?
Diese Statistik basiert nicht auf dem seit Jahresbeginn bestehenden
tatsaechlichen Telefonierverhalten, sondern auf einem Warenkorb von
Telefonaten, der 1991 ermittelt wurde. Es wurden lediglich die neuen
Tarife angewendet.
Nur zur Info: Es gibt in der volkswirtschaftlichen Statistik
grundsaetzlich zwei uebliche Methoden Inflation zu messen:
1. Man nimmt einen alten Warenkorb und wendet alte und neue Preise an.
(sog. Laspeyres-Methode)
2. Man nimmt einen neuen Warenkorb und wendet alte und neue Preise an.
(sog. Paasche-Methode)
Den neuen Warenkorb kann das Statistische Bundesamt natuerlich noch
nicht haben, daher beruht die Angabe auf der Laspeyres-Methode.
>Dem kann ich leider nur zustimmen. Allerdings ist es ja gerade in der
>Telekommunikation im Gegensatz zu anderen Leitungsnetzen nicht ganz so
>einfach. Schlie▀lich verursacht es mittelfristig doch zusΣtzliche Kosten,
>wenn die Auslastung bestehender Netze enorm ansteigt und zusΣtzliche
>Leitungen gelegt werden mⁿssen oder durch neue Technik bestehende Leitungen
>besser genutzt werden k÷nnen. In gewissen Sinne sind das auch Grenzkosten,
>wenn auch mehr in einem volkswirtschaftlichen Sinne. Denn betrachtet man die
>Gebⁿhrenreform, so hat sie ja zwei Seiten, zum einen die Erh÷hung, zum
>anderen die Verkⁿrzung der Taktzeiten, die tendenziell zu einer kⁿrzeren
>GesprΣchsdauer animiert. Die Auslastung bestehender leitungen geht damit
>zurⁿck, ein fⁿr die Telekom durchaus positiver Effekt, den sie in keinster
>Weise an ihre Kunden weitergibt.
Ich denke, dass das Ganze noch erheblich komplizierter ist, weil z.B.
im Endanschlussbereich, die Leitungen mit Sicherheit chronisch
unterausgelastet sind (wer telefoniert schon rund um die Uhr), im
Fernbereich dagegen eine hohe Auslastung erreicht werden kann (durch
die Buendelung des zusammenlaufenden Verkehrs). Dagegen duerfte es
aber im Ortsbereich zu erheblichen Spitzenlasten kommen (z.B.
Vormittags oder nach Feierabend) an denen sich die Netzkapazitaeten
ausrichten muessen, wenn zu diesen Zeiten nicht ein Grossteil der
Anrufer Besetztzeichen hoeren sollen. Ich vermute, dass durch die
Tarifreform unter anderem erreicht wird, dass durch Umverteilung des
Verkehrs der Aufbau zusaetzlicher Kapazitaeten im Ortsnetz
aufgeschoben wird und die Telekom damit mit einem geringeren
Investitionsvolumen rechnen kann.
Das alles liegt natuerlich im Bereich der Spekulation, wenn man nicht
die internen Zahlen der Telekom kennt. Ich fuehle mich bei Deiner
Bemerkung aber an das Vorgehen der RWE erinnert, die vor ein paar
Jahren Zuschuesse fuer energiesparende Kuehlschraenke gezahlt hat,
weil diese dazu beitragen, den Aufbau zusaetzlicher
Energieerzeugungskapazitaeten aufzuschieben.
>Bewegung gekommen. Ich bin gespannt, was bei uns passiert. Das Pilotprojekt
>des RWE zeigt meines Erachtens, dass im Ortsbereich anscheinend genug zu
>verdienen ist, um in Test-Installationen zu investieren.
Es zeigt zumindest, dass die RWE eine Chance sieht, dort Geld zu
verdienen. Neben der technischen Realisierbarkeit wird bei den
Versuchen mit Sicherheit auch die oekonomische Tragfaehigkeit
getestet.
>> Auch hier nur eine kurze Anmerkung aus betriebswirtschaftlicher Sicht.
>> Was wir beobachten koennen, ist m.E. ein - moeglicherweise
>> untauglicher - Versuch, sich einen groesseren Teil vom Online-Kuchen
>> zu sichern. Im Online-Bereich gibt es Inhalteanbieter, Online-Dienste
>> und Netzdienstleister. Alle streiten sich um das Budget, das der
>> Online-Nutzer bereit ist auszugeben. Was der eine nimmt, verliert der
>> andere. Und was der eine nicht nimmt, nimmt der andere. Zugespitzt
>> gesprochen, wenn Telekom die Telefongebuehren nicht erhoeht, dann tuen
>> es die Online-Dienste oder - wahrscheinlicher - die Inhalteanbieter!
>Die Preissenkungen im Online Bereich vor der Telekom-Reform widersprechen
>dem allerdings.
>Du vernachlaessigt aber auch die Komponente des Wettbewerbs etwas zu stark.
>Solange die Telekom ein Monopol hat, stimme ich Dir zu, da fⁿr
>Online-Benutzer eben keine Alternative besteht. Sobald aber ein alternativer
>Carrier auftritt, kann die Telekom nicht beliebig diese Verteilung
>beeinflussen. Man kann das Ganze ja auch mit den Primitiv-Modellen der
>Markt- und Preistheorie analysieren. Dass die Marktversorgung im
>Cournot'schen Monopol schlechter ist als selbst bei den ⁿbelsten
>Oligopol-L÷sungen, lΣ▀t sich leicht darlegen. Und man darf nicht vergessen,
>da▀ Telekommunikation ein Produkt ist, zu dem es so gut wie keine
>Subsitutionsm÷glichkeiten gibt, was die Monopolpreissetzung enorm
>erleichtert.
Ich denke auch, dass sich da noch einiges tuen wird. Man koennte sich
z.B. vorstellen, dass 1998 ein Online-Anbieter bei einem alternativen
Carrier einen kostenguenstigen Vertrag abschliesst und im
Call-back-Verfahren seine Kunden anruft. Die Telefongebuehren wuerde
er natuerlich auf seine Online-Gebuehren umlegen. Insgesamt koennte es
fuer den Endkunden damit allerdings billiger werden, weil die Tarife
der Telekom umgangen werden.
Zur Frage des Monopols kann ich nur sagen, dass zumindest im
Endkundenbereich auch die Telekom-Konkurrenten fruehestens im Jahre
2000 mit Aenderungen rechnen. Abgesehen davon ist auch anzumerken,
dass die Inhalteanbieter letztlich ueber eine Monopol verfuegen und
die entsprechenden Preissetzungspielraeume auch nutzen werden. Wer
z.B. heute einen Handelsblattartikel ueber Genios bezieht (in
T-Online), zahlt 3 DM pro Artikel. Daneben nehmen sich die
Kommunikationsgebuehren recht bescheiden aus!
Gruss Ralf